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Lokales |
Forstmehren: Ratssitzung wird mit Spannung erwartet |
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Am Montag, 12. Dezember, soll der
Rat der Ortsgmeinde Forstmehren über die Änderung des
Flächennutzungsplanes entscheiden. Geplant ist ein Bauvorhaben auf
bislang nicht erschlossenem Areal in einer respektabelen Größenordnung.
Ein Wellness-Hotel der Spitzenklasse soll entstehen - die Einwohner
sehen das kritisch. Das Dorf ist in zwei Lager geteilt, da konnte auch
die Bürgerversammlung nichts ändern. |
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Forstmehren.
Idyllisch, friedlich und naturnah wirkt die 156-Seelen-Gemeinde
Forstmehren. Deshalb ist der Ort für den Unternehmer Hans Werner Maus
geschäftlich interessant. Er ist bereits Besitzer des
Mehrbach-Restaurants und möchte auf bisher nicht erschlossenem Grünland
ein Viersterne-Superior-Wellnesshotel bauen. 50 Doppelzimmer sollen
lukrativer Kundschaft zur Verfügung stehen, 120 Sitzplätze im
hauseigenen Restaurant für das leibliche Wohl sorgen. Ein
Erholungsbereich mit Swimmingpools, Saunawelt und Day-Spa sind geplant
und Platz für kosmetische und medizinische Anwendungen darf nicht
fehlen. Standort des Ganzen soll der Kuhweg sein. Dabei handelt es sich
um eine Fläche von 24.000 Quadratmetern, die Größe von vier
Fußballfeldern, die bisher als Ackerland genutzt wurde.
Vorhaben teilt Dorfgemeinschaft in zwei Lager
Nicht jeder ist der Meinung, dass solch ein Komplex positive Folgen für
den Ort hat. Maus´ Pläne ziehen einen Graben durch das Dorf, die
Einwohner betrachten sein Vorhaben mit sehr unterschiedlichen und
gemischten Gefühlen. So sind mittlerweile zwei Interessenlager mit
starken Spannungsfeldern enstanden, die auf das Gemeindewohl alles
andere als positiv wirken.
Ein Teil der Bevölkerung sieht in dem Vorhaben zukunftsorientiertes
Denken mit hohem wirtschaftlichen Nutzen und Arbeitsplätze vor Ort. Ein
anderer Part jedoch denkt nicht nur über den stark zunehmenden Verkehr
nach, sondern betrachtet die Sicherheit der Finanzierung, Rentabilität
des Großprojekts und die das Vorhaben mit sich bringende
Landschaftsveränderung skeptisch. Die Erhaltung der umliegenden Natur
ist ebenfalls Thema sowie die Frage nach Seriösität.
Außerdem scheint ihnen die Vorgeschichte, wie Maus zu dem Areal gekommen
ist, nicht ganz koscher. Auf dem Papier gehört es Erhard Burmester, das
ist beim Katasteramt Wissen für jeden einsichtig.
"Dieses Geschäft hat ein Geschmäckle," äußerte sich ein Einwohner
gegenüber Ortsbürgermeister Burmester. Mittlerweile ist eine hitzige
Debatte entstanden. Ein recht scharf formulierter Brief an die
Bevölkerung mit Einladung zur Bürgerversammlung sorgte dann auch nicht
unbedingt für eine bessere Stimmung.
Es gab keine Informationen im Vorfeld
Die Bürger von Forstmehren wurden im Vorfeld über das Vorhaben, dessen
Finanzierungkosten laut Kalkulation bei ca. 6,5 bis 7 Millionen Euro
liegen, nicht informiert. Zufällig stießen einige Anwohner auf
Landvermesser, die am 22. September "Maß nahmen" für das umfangreiche
Bauprojekt. Auf die Frage, was denn da los sei, gab es die Auskunft, man
sei im Auftrag des Architekten tätig. Daraufhin gingen die Bürger zum
Besitzer des Areals. Ein informatives Gespräch mit den Fragestellern
fand erst einige Zeit später statt.
Zum 27. Oktober dann wurde zu einer öffentlichen Ratssitzung eingeladen,
in der Burmester das Projekt vorstellte. Einige Bürger waren
mittlerweile auf den Plan gekommen und erschienen zur
Einwohnerfragestunde. Sie nahmen den Bürgermeister mit ihren Fragen
regelrecht in die Zange. Sorgen um enorme Verkehrsbelästigung und die
Zweifel an der Seriösität des Hotels.
"Was ist, wenn es ein Etablissement für bestimmte Dienste wird?"
wiegelte Burmester ab. Ungerechtfertigt sind diese Sorgen nicht, gibt es
doch Gemeinden in Deutschland, die mit ähnlichen Projekten an der Nase
herumgeführt wurden. So z. B. das osthessische Eichenzell bei Fulda, wo
im "5. Element" eindeutig auch andere Dienstleistungen als der
gesundende Saunagang angeboten werden. Dort steht man jetzt vor
vollendeten Tatsachen und muss einen Wellness-Betrieb der besonderen Art
dulden. Ein Protokoll über diese Gemeinderatsitzung vom 27. Oktober
2011 ist bis heute nicht öffentlich verfügbar.
Durch den Beschwichtigungsversuch gegenüber der Sorgen und Meinungen der
Einwohner bezüglich des Vorhabens, immer noch unbeantworteten Fragen
und die offensichtliche Non-Transparenz in der Planung des Großprojekts
liefen die Emotionen in Forstmehren in keine positive Richtung. Am 8.
November versammelten sich einige Planungsgegner zum Austausch und
Beratschlagung, was zu tun sei. Zwei dieser Bürger statteten am 16.
November Erhard Burmester einen Besuch ab. Einer der beiden ist Mitglied
im Gemeinderat. Sie wollten dem Ortsvorsteher erläutern, dass diese Art
und Weise des Vorgehens Mißtrauen bei der Bevölkerung auslöst und eben
für manchen nach Spekulation riecht.
Die Reaktion darauf bestand aus einer Einladung von Doris Burmester zur
Einwohnerversammlung am 5. Dezember (Anm.: die Einladung liegt der
Redaktion vor) Bei der Einwohnerversammlung könne man sich sachlich
informieren. Die beiden Bürger bezeichnete sie als "honorige Herren",
die Gruppe aufgebrachten Anwohner sah sie als Stimmungsmacher, die die
Dorfgemeinschaft demontieren wollten. Die Bürger sollten sich nicht
davon beeinflussen lassen.
Auch von der Androhung eines Mißtrauensvotums war die Rede. "Wir wollen
niemanden durch den Dreck ziehen, so wie uns nachgesagt wird,
schließlich leben wir jetzt und auch später weiterhin miteinander", so
Tom Dams, einer der Anwohner am Kuhweg und Nicht-Befürworter der
Wellness-Pläne.
"Keiner will dem Bürgermeister den Kopf abreißen. Doch bei dem Vorhaben
handelt es sich nicht um nachhaltige und gewachsene Strukturen, die dem
Wohl des Ortes dienlich sind", ist sich Dams sicher.
Bei der Einwohnerversammlung, im Mehrbachstübchen, an dem gut die Hälfte
der ortsansässigen Bevölkerung teilnahm, erschienen dann neben Investor
Hans Werner Maus auch Vertreter der Wirtschaftsförderungsgesellschaft
Kreis Altenkirchen mbH zu einer Stellungnahme bezüglich des Themas:
"Braucht der Westerwald Tourismus?" sowie Paul Hüsch aus der Abteilung
Fremdenverkehr der Kreisverwaltung. Sie sind, wie auch Jörg Schneider,
der Bürger von Forstmehren und Altenkirchener Kaufmann ist, Befürworter
des Projekts. "Wir glauben nicht, dass in Forstmehren eine Bauruine
entsteht, bei Vorhaben in solchen Größenordnungen liegen den Banken gut
durchdachte Buissness- und Kalkulationspläne vor", schlichteten die
Fürsprecher die Bedenken der Einwohner bezüglich Finanzierung und
Rentabilität ab.
Bürgermeister Burmester bat die Einwohner, die Planung und die
notwendigen Änderungen im Flächennutzungsplan zu akzeptieren und nicht
weiter zu versuchen, negativ auf den Gemeinderat einzuwirken. Heißt das
für die Bürger, Stillschweigen zu bewahren, ihre Sorgen
runterzuschlucken und am Ende ein Spekulationsgeschäft stillschweigend
zu dulden?
Oder hat Burmester den richtigen Riecher und das Objekt wird sich am Ende für die Gemeinde rentabilitieren?
Bleibt auch die Frage, wie sich ein Vorhaben, dessen Beginn unter dem
schlechten Stern von Spekulationsverdächtigungen und Streitigkeiten über
die Vorgehensweise begann und zu einem Graben in der Dorfgemeinschaft
führte, verläuft. Und wie die Anwohner in Zukunft miteinander umgehen
und wirken, wenn das Gemeindeleben in zwei Lagern geteilt bleibt.
Die öffentliche Ratssitzung am 12. Dezember entscheidet über die
Änderung des Flächennutzungsplanes und man darf auf das Ergebnis
gespannt sein. Claudia Heinrich-Börder |
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Nachricht vom 11.12.2011 |
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