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Plädoyer
für Frieden und Freiheit |
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Landrat Michael Lieber forderte auf der
Gedenkfeier zum Volkstrauertag Toleranz und Mitmenschlichkeit statt Hass und
Gewalt In mehreren Feiern im Kreisgebiet
gedachten am gestrigen Volkstrauertag viele Menschen der Opfer von Gewalt und
Krieg in der Vergangenheit, aber auch der Gegenwart. KREISGEBIET. Auf dem Friedhof in
Flammersfeld rief Landrat Michael Lieber als Redner der zentralen Gedenkfeier
im Kreis Altenkirchen dazu auf, die Botschaft des Volkstrauertages nicht zu
vergessen: Verständnis und Vernunft müssen an Stelle von Hass und Gewalt
stehen; nur Toleranz, Mitmenschlichkeit und Friedfertigkeit ermöglichen eine
friedvolle Welt. Lieber konstatierte, dass immer weniger
Menschen den Volkstrauertag als solchen wahrnehmen. Die Vergangenheit sei
jedoch keineswegs vergangen, sie drohe nur zu vergessen. Gleichzeitig aber
habe es in den 62 Jahren seit 1945 weltweit mehr als 210 Kriege gegeben und
die Zahl der Opfer dieser kriegerischen Auseinandersetzungen habe fast die
des Zweiten Weltkriegs erreicht - "eine schlimme
Bilanz für die Menschheit", so Lieber. Aus diesem Grund sei es weiterhin die
Aufgabe aller, die Botschaft der Denkmäler, die Botschaft der Namen der Toten
auf diesen Denkmälern und damit ihre Schicksale "nach Außen zu
tragen". "Seien wir stets wach", so der Landrat, "um
rechtzeitig alle Formen der Gewalt zu erkennen und sie für uns persönlich zu
verneinen." Zuvor hatte der Flammersfelder
Bürgermeister Josef Zolk in seiner Ansprache erklärt, dass die heutige
Kenntnis der geschichtlichen Zusammenhänge, die zum Zweiten Weltkrieg geführt
hatten, auch Verpflichtung und weltweite Mitverantwortung bedeuteten, um
international Frieden zu schaffen und damit neue Kriegsgräber zu verhindern.
Wenn es gelänge, so Zolk, den Volkstrauertag als Tag der Mahnung für Frieden
in Freiheit zu festigen, dann habe dieser Gedenktag "einen großen
Auftrag". Die Flammersfelder Konfirmandengruppe
hatte sich intensiv mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs in der Region
auseinandergesetzt. In ihrer beeindruckenden Ansprache erinnerten sie daran,
dass die alte Schule im Ort in den letzten Kriegstagen ein Lazarett gewesen
war. Da sich für die schwer Verletzten kein Platz mehr im Gebäude fand,
wurden sie im Hof abgelegt, wo sie starben. Diese Soldaten, so die
Konfirmanden, haben ihre letzte Ruhestätte auf dem Flammersfelder Friedhof
gefunden. Die Grausamkeit des Krieges manifestierte sich für die jungen Leute
auch in der Erinnerung an jenen jungen Soldaten, der noch im März 1945
erschossen wurde, weil er laut äußerte, dass der Krieg für ihn keinen Sinn
mehr habe. Musikalisch umrahmt wurde die Gedenkfeier vom Blasorchester
Westerwald. Im Forum der evangelischen Kirchengemeinde
Altenkirchen trugen Schüler der Hauptschule Gedichte und Lieder zum
Volkstrauertag vor. Friedhelm Zöllner, Beauftragter des Volksbundes Deutsche
Kriegsgräberfürsorge, erläuterte die Arbeit des Volksbundes als "eine
der größten Friedensinitiativen der Welt". Es sang die Chorgemeinschaft
MGV 1880 Altenkirchen/MGV "Sängerlust" Forstmehren unter Leitung
von Sven Hellinghausen. Auf dem Dermbacher Friedhof trafen sich die Herdorfer
zur Gedenkfeier. "Die Toten sterben, wenn sie vergessen werden, zum
zweiten Mal", erinnerte Bürgermeister Uwe Erner an die Opfer von Krieg
und Gewaltherrschaft. "Doch an Europa, einem der größten Schlachtfelder
des vergangenen Jahrhunderts, können wir sehen, dass aus Träumen Wirklichkeit
werden kann", sagte Erner. Die Gedenkstunde wurde musikalisch begleitet
vom Dermbacher Musikverein und dem Gemischten Chor "Liedertafel"
des Ortsteils. Abordnungen der Vereine waren ebenso erschienen wie Vertreter
der Feuerwehr, die eine Ehrenwache hielten. (ms/stb) |