Nachhaltiges Bauen mit Lehm beleuchtet

Kuppel im Garten der Kagermanns in Forstmehren als Anschauungsobjekt - Multimedia-Märchen

FORSTMEHREN. Mit Lehm in vielerlei Gestalt befasste sich Wiben, das Westerwälder Initiativen- und Betriebenetz. Treffpunkt war in Forstmehren im Schatten eines besonderen Stücks Lehmbaukunst.

Die Lehmkuppel im Garten von Thomas Kagermann und Eva-Maria Kagermann-Otte ist nicht "nur" Ausdrucks- und Veranstaltungsort der beiden Musikkünstler. Sie ist auch Kunst. Kunst aus Lehm, Stroh und Holz und wenigen anderen "gesunden" Materialien. Sie ist der Versuch, Ästhetik und gesundes Bauen unter einen Hut zu bringen. So bedecken Folien das imposante Bauwerk, in dem in den vergangenen Jahren viele interessante Veranstaltungen stattfanden. So ist das eben mit Experimenten. Sie leben.

Uli Gondorf ist Vorstandssprecher von Wiben. "Es ist noch nicht klar, wie es wirklich ganz dicht werden kann", beschreibt er. Die große Hitze und der folgende Schlagregen haben dem kugeligen Bauwerk zugesetzt.

"Eine andere Denke" möchte Wiben mit Veranstaltungen wie dieser transportieren. Es sollen Beispiele gezeigt werden, wie man anders bauen kann, wie Bauherr und Handwerker anders miteinander arbeiten können. Im 21. Jahr von Wiben ist der Lehmbauabend einer von 21 unterschiedlichen Veranstaltungen.

Warum 21? War da nicht was? Ja, es war die Lokale Agenda 21, die Wiben auf die Idee gebracht hat, eben den 21. Geburtstag zu feiern. Nachhaltiges Wirtschaften im Sinne der Agenda steht deshalb auch im Mittelpunkt der vielfältigen Events des Jahres.

Die enge Zusammenarbeit der Kagermanns mit Lehmbaukünstler Manfred Fahnert ist für Uli Gondorf ein gelungenes Beispiel für erfolgreiches nachhaltiges Bauen. Viele Wiben-Mitglieder kennen das Projekt, viele sind aber auch sehr gespannt.

Zunächst erläuterte Manfred Fahnert in der Kuppel seine Ideen. Es ging ihm dabei auch um die spirituelle Sichtweise von Architektur und Wohnraum, um Energie und Harmonie in der Architektur. Fahnert beschrieb die Entstehung des "Violunarium", wie die Kuppel inzwischen heißt.

Ein anschließender Rundgang durch das Wohnhaus der Kagermanns offenbarte auch ganz handfeste Vorzüge naturnahen Bauens. Mit nur einem Pelletofen wird das ganze alte Bauernhaus geheizt. Das Zauberwort dazu heißt Wohnraumtemperierung. Mit Hilfe eines Luftpolsters an den Innenseiten der Außenwände bleibt die Kälte draußen. Bei der Sanierung des Fachwerkhauses wurden beschädigte Holzteile entfernt bzw. erneuert. Die Außenwände wurden mit Holz-Lehm-Leichtschüttung versehen. Heute kommt das Gebäude ohne Heizkörper aus. Neben der Pelletheizung sorgen Solarkollektoren und ein Durchlauferhitzer für den Sommer für die notwendige Energie. Eine Fußbodenheizung erwärmt Teile des Bodens und die riesige Lehm-Sitzbank. Das gleiche System, erklärt Fahnert, ist auch in der Kuppel umgesetzt.

Neben einem multimedialen Märchen zum Bauen mit Musik von Thomas Kagermann und Violunar sowie Tanz von Eva-Maria Kagermann-Otte gab es auch Vokalexperimente mit Thomas Kagermann und einen Austausch zum Thema "Nachhaltiges Bauen im Westerwald".

Wiben umfasst derzeit übrigens rund 70 Betriebe, die nach dem Solidarprinzip zusammenwirken. Nächste Veranstaltung im 21. Jahr sind die Westerwald-Holztage vom 8. bis zum 10. September in Güllesheim.    (ch)

 

 

http://rhein-zeitung.de/06/09/06/HA/00000041.html
06.09.2006 © RZ-Online (www)
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