"Sängerlust" seit 90 Jahren wohlbekannt

 

 

Festkonzert am kommenden Sonntag um 19 Uhr in der Kirche zu Mehren

FORSTMEHREN. Neujahr 1913 - an diesem Tag trafen sich in der Gastwirtschaft Bellersheim in Forstmehren junge Männer aus den Ortschaften Forstmehren, Heuberg, Kraam, Ersfeld, Rettersen und Witthecke, um samstags dem Gesang zu dienen. Als Dirigenten hatte man den Lehrer Jakob Barthel aus dem benachbarten Hasselbach gewonnen.

Zu jener Zeit konnte der gewählte Vorstand mit dem Vorsitzenden Fritz Schumann (Kraam), Vertreter Friedrich Bellersheim (Kraam), Schriftführer Wilhelm Katzwinkel (Forstmehren), Vertreter Wilhelm Schmidt (Rettersen), Kassierer August Hasselbach (Forstmehren) und Vertreter Albert Marenbach (Ersfeld) nicht ahnen, dass im Bestehen des Vereins in den kommenden 90 Jahren zwei große und schreckliche Weltkriege das Leben der Sänger total veränderten.

19 treue Sänger kehrten leider nicht mehr aus diesen beiden Kriegen in die Heimat zurück. Auch die Mitgliederzahl sank stetig. Im Jubiläumsjahr 1988 zählte man im 1. Tenor noch sieben, im 2. Tenor neun, im 1. Bass sieben und im 2. Bass sieben, also insgesamt 30 Sänger. Wegen mangelnden Nachwuchses, wie es auch andere Vereine erleben, sank die aktive Sängerzahl von Jahr zu Jahr. Auch der befreundete Chor Altenkirchen musste diese Verluste erleben, und so schlossen sich diese beiden Chöre notgedrungen vor einigen Jahren erfolgreich unter dem bewährten Dirigat von Gerd Schnabel zusammen.

Viele Erfolge zeichneten den leistungsstarken Chor in den vergangenen 90 Jahren aus. Erfreuliche Verbindungen gab es zu Chören der Nachbarvereine bis hin über die Grenzen der Region und Deutschlands. Besondere Höhepunkte waren die Besuche der Chorvereinigung "Jung-Wien" mit Professor Leo Lehner, welcher vier Mal hier zu Gast war und in Altenkirchen konzertierte. Der Bundeschormeister des Sängerbundes Wien und Niederösterreich, Professor Leo Lehner, welcher 1981 verstarb, ruht heute auf dem Zentralfriedhof in einem Ehrengrab neben Robert Stolz und Curt Jürgens. Mit Konzertauftritten war es der "Sängerlust" vergönnt, den Wienern 1977 einen erfolgreichen Gegenbesuch abzustatten.

Gerne erinnert man sich an die vielen Auftritte bei Wertungs- und Wettsingen, sowie Besuchen bei auswärtigen Sängerfesten. Im März 1966 wurden die Leistungen des Chores mit der Verleihung der "Goldenen Note", seinerzeit erstmalig an acht Vereine des Sängerkreises verliehen. Einen sehr großen, aber mutigen und entscheidenden Schritt wagte der Chor mit der Teilnahme am Internationalen Wettstreit in Köln. Hier errangen die Sänger unter Peter Sonntag den Klassenhöchstpreis, den zweiten Klassenpreis und den Dirigentenpreis. Eine Bestätigung für wirkliches Können und Mut für die Zukunft.

Unter dem Dirigat von Lehrer Winhold, welcher den Chor über 30 Jahre führte, wurde anlässlich des 40-jährigen Bestehens eigens ein Frauenchor ins Leben gerufen. Die Rhein-Zeitung schrieb zum Geburtstagskonzert "Der Verein hat seine Arbeit durch Hinzuziehung des lyrischen Elements, eines Frauenchores, erweitert. Und wie prächtig diese Frauenstimmen einschlugen, bewies die innige Zustimmung. Stimmenreinheit und Sicherheit waren die Merkmale des Debuts."

Während das Jubiläumskonzert zum 50-Jährigen unter Mitwirkung des Westerwälder Instrumentalkreises im Gemeindehaus Mehren stattfand und das 85-Jährige mit einem Konzert in der altehrwürdigen Basilika in Mehren im März 1997 begangen wurde, ist das diesjährige Festkonzert am kommenden Sonntag, 25. Mai, um 19 Uhr wiederum in der Kirche zu Mehren. Der Kinderchor der Pestalozzi-Grundschule Altenkirchen (Leitung Michael Ullrich) und das "Duo-Faschmihr" Thomas Kagermann (Violine) und Robert Haas (Akkordeon) wirken mit, die Moderation hat Ute Klevesahl. Für die Gesamtleitung zeichnet Matthias Becker verantwortlich, welcher die Chorgemeinschaft Forstmehren und Altenkirchen seit sechs Jahren mit großer Energie führt. Über ein schönes Konzert zum Geburtstag der "Sängerlust" Forstmehren wird sich auch der Schirmherr Dr. Helmhold Schneider sicherlich sehr freuen. (ba)

 

 

 

 

24.05.2003 © RZ-Online (www)

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