Gerichtsstreit ohne Ende?

Frau aus Forstmehren vom Vorwurf der Beleidigung freigesprochen - Verfahren geht aber weiter

Die Situation scheint verfahren. Schon seit längerem schwelt ein Konflikt zwischen Nachbarn in Forstmehren. Jetzt ging es vor dem Altenkirchener Amtsgericht um Beleidigung.

ALTENKIRCHEN. Die Angeklagte wurde freigesprochen. Sie war es ganz offensichtlich nicht, die im November 2005 auf einer Straße in Forstmehren eine andere Frau unter anderem mit den Worten, sie sei asozial beleidigt hatte. Amtsrichter Denter am Mittwoch in seiner Urteilsbegründung: "Die Angeklagte wird freigesprochen. Die Kosten trägt die Staatskasse. Das Verfahren hat ergeben, dass nicht die Angeklagte, sondern gegebenenfalls ihre Tochter die Beleidigung begangen haben könnte."

Damit wird er weitergehen, der Konflikt, der bereits seit einigen Jahren zwischen Nachbarn - der Familie der Angeklagten und den Bewohnern des benachbarten Reiterhofs - in dem kleinen Ort Forstmehren schwelt. Offensichtlich Auseinandersetzungen ohne Ende, prognostizierte Staatsanwalt Seibert: "Ich glaube nicht, dass hier Frieden einkehrt."

"Die Welt wäre wesentlich besser, wenn die Menschen davon absehen würden, andere schlecht zu machen", kommentierte Richter Denter die Thematik und erinnerte daran, dass speziell in dieser Forstmehrener Angelegenheit bereits in der Vergangenheit das Gericht bemüht wurde.

"Ich habe diese Frau (die Beleidigte war als Zeugin geladen) des öfteren auf dem benachbarten Reiterhof gesehen, aber ich habe noch nie mit ihr gesprochen. Das hier muss ein Missverständnis sein", stellte die Angeklagte im Verlauf der Befragung durch Richter Denter fest. Und auch die Zeugin erklärte: "Es tut mir schrecklich leid, aber diese Frau hat nichts damit zu tun."

Rückblick in den vergangenen Herbst: Damals war die Zeugin mit ihrem Auto auf dem Weg zu ihrem Pflegepferd auf dem Reiterhof in Forstmehren. Dabei benutzte sie eine Anliegerstraße, wobei ihr ein schwarzer VW-Buss begegnete, der von einer Frau gefahren wurde. Es folgte eine Auseinandersetzung. Diese Frau habe sie als asozial beschimpft, so die Zeugin, alle, die von dem Reiterhof kämen seien asozial. Das ließ die Zeugin, eine junge Frau, nicht auf sich sitzen. Sie stellte bei der Polizei einen Strafantrag. Wegen der Beleidigung und weil die Fahrerin des VW-Busses sie geschnitten habe. "Ich war so in Rage", so die Zeugin rückblickend. Sie möchte den Strafantrag gegen die Tochter der ursprünglich Angeklagten umgedeutet wissen, auch weil diese sie am Ostersonntag erneut beleidigt habe: "Sie hat mich als Transvestit bezeichnet."

Nachdem der Staatsanwalt für den Freispruch der Angeklagten plädiert hatte, kam diese, eine gepflegte, modisch gekleidete Frau in den 60ern, noch selbst zu Wort. "Ich bin ein sehr höflicher Mensch, deshalb trifft mich das hier ganz besonders stark. Wenn es so einfach ist, die Leute anzuzeigen und schlecht zu machen, wo soll das hinführen. Das Ganze wäre nicht nötig", betonte sie.

   Gudrun Kaul

 

http://rhein-zeitung.de/06/05/05/HA/00000198.html
05.05.2006 © RZ-Online (www)
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